Allerheiligen
1. Sonntag nach Pfingsten - Allerheiligen

 

Die Heiligen stellen dar, was alle Gläubigen in ihrer Vollendung sein werden.Zwischen den Heiligen und den übrigen Gläubigen besteht also keine Trennmauer; vielmehr sind die Heiligen nichts anderes als die vollendeten Gläubigen, und jeder Gläubige hat die Berufung, durch Heiligung ein Heiliger zu werden. Denn das ist das Ziel seiner Erlösung: seine Verherrlichung durch Heiligung in der Theosis. Deshalb ist er so „teuer erkauft“ (1 Kor 6:20).
Der Grund und Boden aber, auf dem die Heiligung möglich ist, ist nicht eine angeborene charakterliche Qualität, nicht der natürliche Adel oder die Willensanstrengung eines Menschen, sondern ausschließlich Gottes Heilshandeln in Jesus Christus, d.h. Christus selbst als Eckstein (Eph 2:20), das Blut und Wasser, das aus seiner Seite floss (Joh 19:34), an dem wir teilhaben durch Taufe und Eucharistie, Ostern und Pfingsten. Man muss also festhalten, dass für die Heiligung und das Wachsen in ihr bis zur Vollendung die Oster- und Pfingstoffenbarung unabdingbare Voraussetzung ist. Denn die Heiligung ist die Erneuerung unserer ursprünglichen Schönheit und ihre Vollendung durch das Wirken des Heiligen Geistes in uns. Das jedoch bedingt, dass sich der Mensch dem göttlichen Heilshandeln öffnet, was nicht ohne Selbsthingabe, nicht ohne Kampf, nicht ohne schmerzvolles Sterben sich vollzieht. So sind die Heiligen in dieser Hinsicht immer Martyrer und Asketen. Martyrer und Asketen sind deshalb die wichtigsten zwei „Heiligentypen“. Im Kampf gegen die dämonischen Mächte und das der Welt Absterben ist jeder Heilige ein „monachos“ oder „Einsiedler“. Dennoch sind die Gläubigen, die sich auf den Weg der Heiligung einlassen, nicht allein. Vielmehr umgibt sie „eine Wolke von Zeugen“ (Hebr. 12:1), wobei diese Zeugen nicht nur durch ihre Vorbildlichkeit, sondern auch durch ihre Präsenz und ihre Fürbitten ihnen Hilfe zuteil werden lassen. Dieser Wolke von Zeugen gedenken wir am Festtag Allerheiligen. (Sergius Heitz: Mysterium der Anbetung 1)